Heilung von Alkoholabhängigkeit (Fremdhilfe)
S. V. (56), Sittard (Niederlande), über ihre Nachbarin
Wir bekamen im März 2000 neue Nachbarn. Die Frau lag ständig im Bett und stand nur auf, um Alkohol zu trinken. Den ganzen Sommer lang sah man sie nie auβerhalb ihrer Wohnung. Wenn deren Balkontür aufging, war der Gestank der Bierluft kaum zu ertragen. Dauernd wurde Alkohol gekauft; täglich eine Kiste Bier. Wenn ihr Sohn zu ihnen kam, brachte der auch noch Bier mit. Auch jeder, der sie besuchte, trank Alkohol. Der Mann arbeitete den ganzen Tag.
Die Frau wurde drei Wochen in der Entzugsklinik „De Paas” in Brunssum aufgenommen, um die Alkoholsucht loszuwerden. Dort war sie dann auch ganz trocken, aber sobald sie nach Hause kam, begann alles wieder von vorn: Sie trank den ganzen Tag lang Bier und nahm zusätzlich auch noch Schlaftabletten. Unsere Wohnungsbaugenossenschaft hatte diesen Nachbarn bereits gekündigt; die Sozialarbeiter wollten ihnen nicht mehr helfen, und auch der Hausarzt weigerte sich, sie aufzusuchen.
So war die Situation, als sich meine Frau im Juni 2000 während einer Gemeinschaftsstunde für diese Nachbarin um Hilfe und Heilung einstellte. Meine Frau bat einfach innerlich darum, dass unsere Nachbarin vom Alkohol befreit werden möge. Wir sind seit 1990 im Bruno Gröning-Freundeskreis.
Eine wundersame Wandlung
Ein paar Tage später sahen wir beide, wie die Wäsche unserer Nachbarn auf einmal drauβen aufgehängt war. Es wurde fleiβig geputzt und gesaugt. Das hatten wir den ganzen Sommer über noch nie erlebt. Als wir unsere Nachbarin im Treppenhaus trafen, sprach sie uns an und sagte: „Ich bin von meiner Alkoholsucht befreit; ich kann Alkohol nicht einmal mehr sehen.” Sie nahm uns mit in ihre Wohnung, in der jetzt alles ordentlich war. Es stank auch nicht mehr. Sie sagte, sie wolle noch mehr aufräumen und lieβ uns ihre Schränke sehen, in denen alles ordentlich eingeräumt war. Wir fragten sie, was der Hausarzt dazu gesagt habe, dass sie von der Alkoholsucht befreit worden ist. Sie erzählte uns, es wäre ihm ein Rätsel, und er hätte Worte aus der Bibel zitiert.
Eine andere Nachbarin sprach uns an und sagte: „Was ist mit ihr passiert, dass sie keinen Alkohol mehr trinkt? Hier muss ein Wunder geschehen sein.” Diese andere Nachbarin hat Kontakt zu der Geheilten aufgenommen. Beide Frauen gehen inzwischen zusammen spazieren. Auch meine Frau hat jetzt häufiger Kontakt mit unserer Nachbarin. Sie fragte sie auf dem Balkon: „Wie ist es, nehmen Sie noch Schlaftabletten?” Die Frau antwortete: „Nein, nichts mehr; und ich kann auch vom Balkon hinunterschauen. Das konnte ich vorher nicht, weil ich Höhenangst hatte.”
Die Wohnungsbaugenossenschaft wusste noch nicht, dass die Nachbarin aufgehört hatte zu trinken und wollte die beiden auf die Straße setzen. Aber ich teilte dem zuständigen Sachbearbeiter die neue Sachlage mit. So konnten sie bleiben. Nun haben wir eine ganz neue Nachbarin bekommen. Am 28.1.2002 sind wir umgezogen und haben seither selten Kontakt mit ihr. Aber es geht dieser Nachbarin weiterhin sehr gut.
Psychologische Stellungnahme:
Hier war deutlich, dass es sich um eine ernsthafte Situation handelte: neben dem Gesundheitsrisiko drohte dieser Frau durch ihre Alkoholabhängigkeit ein Ausschluss von den üblichen medizinischen und sozialen Hilfeleistungen und Ausweisung aus ihrer Wohnung.
Ein weiteres Abgleiten wurde befürchtet (obdachlos werden, Scheidung usw.). Es ist bemerkenswert, dass nur drei Tage nach dem Einstellen durch Frau V. und der Gemeinschaft für diese Frau eine dermaßen radikale Verbesserung aufgetreten ist und die Freiheit vom Alkohol nun schon einige Jahre anhält. Vom psychologischen Standpunkt aus betrachtet, ist diese Heilung nicht zu erklären.
K. K., Diplom-Psychologin