Wunder oder Wissenschaft?
"Das Wirken des göttlichen Heilstroms"
Magazin Fliege
04-2009
Was sind eigentlich Wunder?
Das internationale Ärztekomitee des katholischen Pilgerortes Lourdes am Rande der französischen Pyrenäen stufte 2008 fünf Heilungen als "außergewöhnlich" ein. Nach intensiven Prüfungen kamen die Experten zu dem Schluss, dass vier Frauen und ein Mann in den Jahren 2004 bis 2007 "plötzlich und in Verbindung mit einem Lourdes-Besuch geheilt worden" seien, erklärte der Erzbischof von Lourdes und Tarbes, Jacques Perrier, in einer Presseerklärung. Während die vatikanische Heiligsprechungs-Kongregation noch nach strengen Kriterien prüft, ob es sich hierbei wirklich um Wunder handelt, haben gläubige Menschen aus aller Welt die unerwartete Heilung der fünf Schwerkranken längst als solche vereinnahmt.
Ein Fingerzeig Gottes
Im religiösen Bereich umschreibt das Wunder ein aus der Erfahrung heraus nicht erklärbares Ereignis, ein Zeichen für die Existenz oder das Wohlwollen einer höheren Macht. Bis ins 18. Jahrhundert hinein - die Zeit der Aufklärung gab es unzählige Wunderberichte, weil die Menschen damals viel mehr noch als heute mit dem direkten Eingreifen Gottes oder anderer übermenschlicher Mächte rechneten. Nichts geschah im Mittelalter für sie, ohne dass nicht Gottes Hand beteiligt gewesen wäre: Sogar Krankheit, Missernten, Hungersnöte - alles galt in den dunklen Jahrhunderten als "gottgewollt". Jeder halbwegs Bibelfeste weiß, dass das "Buch der Bücher" voll von Wundererzählungen ist. Jesus lief übers Wasser, heilte Blinde, Lahme, Krüppel, Taube, Verrückte, gebot Wind und Wellen Einhalt. Für den Sohn Gottes waren die Naturgesetze kein Problem, denn nicht die Natur brachte diese Gesetze hervor, sondern Gott selbst. In der Geschichte der christlichen Religion spielt wohl auch deshalb der Glaube an die Existenz von Wunderheilungen eine wichtige Rolle. Wie andere Wunder auch werden sie als direkte Fingerzeige Gottes, also Nachweise seines Wirkens und Seins gesehen.
Das "Mekka" der Marienwallfahrt
Unerwartete und unerklärliche Heilungen auch schwerster Krankheiten hat es zu allen Zeiten gegeben. Die meisten Wunderheilungen sind mit Wallfahrtsorten, insbesondere solchen mit dem Marienkult, verbunden. Das Mysterium von Lourdes beispielsweise gründet sich auf den Marienerscheinungen der Müllerstochter Bernadette Soubirous. Am 11. Februar 1858 sammelte das kränkliche Mädchen gerade Holz, als sie an der Grotte Massabielle eine Erscheinung hat. Die Grotte, in der sonst nur Schweinehirten Schutz suchten, war "bis zum Rand gefüllt mit dem rosig stetigen Licht einer Sonne, die sich verbirgt". Die Vision widerfuhr Bernadette insgesamt 18mal. Eine kirchliche Kommission kam zu dem Schluss, die Erscheinungen trügen "alle Kennzeichen der Wahrheit". Heute pilgern jährlich vier bis sechs Millionen Besucher nach Lourdes, Tausende nehmen, im festen Glauben an die mögliche Heilung ihrer Krankheiten, Verletzungen oder Altersbeschwerden, an Bädern im Quellwasser der Grotte teil. Beim Ärztekommittee von Lourdes wurden in den vergangenen 150 Jahren nochmals rund 30.000 Heilungen gemeldet, 67 davon erkannte die Kirche bisher als Wunder an.
Für Mediziner gibt es keine Wunder
Für Naturwissenschaftler und Mediziner gibt es derartige Wunder nicht: Zwar werden auch sie mitunter mit Dingen konfrontiert, die sie nicht erklären können, doch führen sie diese nicht auf eine höhere Einwirkung, sondern auf bislang lediglich noch nicht erkannte Mechanismen des Körpers zurück. Im Falle unerklärlicher Heilungen bevorzugen Mediziner daher den Begriff Spontanheilung, auch Spontanremission genannt. Als Spontanheilung bezeichnet man die unerwartete Genesung eines Kranken, bei der eine direkte Beziehung zu vorherigen therapeutischen Maßnahmen auszuschließen und ein natürlicher Gesundungsprozess sehr ungewöhnlich ist, wie dies insbesondere bei Krebs der Fall ist. Bei einem sehr geringen Anteil von Krebspatienten kommt es zu einem mehr oder minder plötzlichen Verschwinden von Tumoren, die aggressiven Zellen begehen förmlich Selbstmord. Die Faktoren, die sie hierzu veranlassen, sind bislang unbekannt. Für manche der rätselhaften Heilungsgeschichten gibt es heute schon eine wissenschaftliche Erklärung. Aber noch immer bleiben sie ein Geheimnis, das Forscher an den Grenzen der Medizin zu ergründen versuchen. In ihren Experimenten zeigt sich, dass der Geist, die Seele, das Bewusstsein bei Heilungen offenbar eine größere Rolle spielen, als die meisten Ärzte im Alltag glauben mögen.
Geist- und Energieheiler
Wo jedoch ärztliche Kunst versagt, sind Menschen oftmals bereit, sich einem sogenannten Geist- oder Energieheiler anzuvertrauen. Immerhin 65 Prozent aller Erwachsenen würden sich, Umfragen zufolge, notfalls "einem medizinischen Laien mit besonderen Heilkräften anvertrauen, wenn Ärzte nicht mehr weiterwissen". Verzweiflung, die Hoffnung auf ein Wunder und der verständliche Wunsch, wieder gesund zu werden, führen allein in Deutschland jährlich bis zu drei Millionen Menschen auf Wege, die außerhalb der Schulmedizin liegen. Geistheiler sollen aufgrund nicht näher bestimmter Kräfte oder Energien die Heilung von Krankheiten fördern können. Dabei ist ihre Vorgehensweise sehr unterschiedlich. Ob andauflegen, Fernbehandlung, Prana-Heilung, Therapeutic Touch, Reiki, Gesundbeten und Gruppenheilen, Schamanismus, Heilen mit Fetischen oder dem "Besprechen" von Krankheiten – jede Sparte kann mittlerweile mit spektakulären Heilergebnissen aufwarten. Alle berufen sich dabei auf höhere, übernatürliche Heilkräfte. Diese Fähigkeit sei ihnen über Visionen, Auditionen oder im Gefolge einer schweren Erkrankung zuteilgeworden. Heil-Energie könne auch in Abwesenheit über ein Foto, einen persönlichen Gegenstand oder Haare, Blut oder Speichel des Kranken übertragen werden. Die Seriosität eines Heilers hängt weniger von den von ihm propagierten Überzeugungen ab, als mehr von dem Bild, das er seinen Patienten vermittelt. Ein seriöser Heiler wird sich niemals als Wunderheiler bezeichnen, keine unrealistischen Versprechungen machen und niemandem raten, die schulmedizinische Behandlung aufzugeben.
Göttlicher Heilstrom
Im Frühjahr 1949 strömten Tausende ins westfälische Herford. Im Herbst des gleichen Jahres zog es bis zu 30.000 Menschen täglich zum Rosenheimer Traberhof unweit von München. Ein Elendsheer von Kranken und Leidenden. Sie hatten allesamt ein Ziel: Bruno Gröning (1906-1959). Für viele war der Heiler die letzte Hoffnung. Vom Krieg geschlagen, von Ärzten aufgegeben, kannten diese Menschen nur noch einen Wunsch: gesund zu werden, befreit von Not und Schmerzen. Grönings Heilungen vollzogen sich augenblicklich, oft in wenigen Sekunden, und sie waren dauerhaft. Er legte dabei weder Hände auf noch benutzte er sonstige Rituale, er sprach in der Regel nur mit den Menschen. Er heilte über die Ferne, ja sogar über Stanniolkugeln, die er Betroffenen mitgab. So sensationell Bruno Grönings Heileraktivität auch war, so einfach war seine Erklärung: Ursprünglich sei der Mensch in höchster Einheit mit Gott verbunden gewesen, doch wenn der Mensch aus dieser Verbindung herausfalle, trenne er sich von seiner Verbindung mit der göttlichen Quelle und gebe sich dem Bösen, der Not und dem Elend preis. Aber Gottes unbegrenzte Kraft bleibe allgegenwärtig wirksam, und diese göttliche Kraft habe als "Heilstrom" auch eine unbegrenzte Heilkraft. Das Sichverbinden mit dem Heilstrom und Empfangen von Heilenergie aus der göttlichen Quelle nannte Bruno Gröning "Sich-Einstellen". Der Bruno Gröning-Freundeskreis ist heute weltweit einer der größten Zusammenschlüsse für Heilung auf geistigem Weg.
Annerose Sieck
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Geheilt von Osteoporose
Als Gertraud Fischer 1994 wegen starker, stechender Schmerzen in Rücken, Knien und Fingergelenken kaum mehr arbeitsfähig war, suchte sie einen Orthopäden auf. Eine Knochendichtemessung brachte die niederschmetternde Diagnose: Osteoporose im fortgeschrittenen Stadium. Nicht mehr heilbar, mit Medikamenten nur noch zu verlangsamen. Doch Kalzium vertrug Gertraud Fischer nicht, und die eingenommenen Östrogene hatten eine Thrombose zur Folge. Weitere Untersuchungen beim Arzt ergaben eine zusätzliche Verschlechterung der Knochendichte. Die Schmerzen wurden immer heftiger. Eine Nachbarin machte Gertraud F. 1996 auf den Bruno-Gröning-Freundeskreis aufmerksam. "Zweimal am Tag nahm ich die Heilkraft auf und wünschte mir die volle Heilung an Leib und Seele. Von da an ging es mir besser. Die Rückenschmerzen verschwanden im Laufe einiger Monate, ich kann nicht mehr genau sagen, wann. Eine Weile hatte ich noch stechende Schmerzen, doch sie wurden immer seltener und schwächer und waren nach einer gewissen Zeit verschwunden. Entsprechend verlief der Heilungsprozess bei den Händen und Knien." Die ärztliche Kontrolle im Jahr 1999 ergab normale, altersgerechte Knochenwerte. Für den Arzt völlig unerklärlich: Die Osteoporose war geheilt. "Die völlige Rückbildung der jahrelangen Schmerzsymptomatik bereits wenige Monate nach der Einführung in die Lehre Bruno Grönings und die starke Zunahme der Knochendichte innerhalb relativ kurzer Zeit bleibt medizinisch unerklärlich", dokumentierte der Orthopäde. Bis heute ist Gertraud F. beschwerdefrei.